ADS-B / UAT in Österreich

Der Versuch einer Referenzinstallation

Unsere Vision ist, dass jeder Pilot im Cockpit einen umfassenden Überblick über das Geschehen rund um ihn herum erhält. Dazu gehören Verkehrsinformationen, als auch Wetterinformationen sowie aktuelle Informationen über Lufträume, Beschränkungsgebiete und NOTAMs. 

Die Funktionsweise von ADS-B / UAT haben wir bereits in einem Artikel auf unserer Homepage beleuchtet. Folgend ein kurzer Überblick über die derzeitigen Möglichkeiten in der GA, Informationen während des Fluges zu bekommen:

  • Verkehrshinweise:
    • Flugzeuge mit Mode C/S Transponder (die aktuell überwiegende Mehrheit) können nicht im Cockpit angezeigt werden.
    • ADS-B Verkehr (aktuell noch die Minderheit) kann in einem mit ADS-B Empfänger ausgerüsteten Flugzeug verlässlich angezeigt werden.
    • Wien Information informiert Piloten nach dem best-effort Prinzip über Verkehr (Flugzeuge mit Mode C/S Transponder oder ADS-B, als auch Primärziele). Bei hoher Verkehrsdichte nur eingeschränkte Informationen möglich.
    • Segelflieger, Paragleiter, Ultralights sind teilweise mit FLARM ausgerüstet. FLARM ist aber Inkompatibel mit allen oben genannten Systemen, besitzt nur eine sehr geringe Reichweite und bietet keine verlässliche Positionsanzeige. FLARM-Ziele erscheinen auch nicht am Radar von Wien Information und können somit nicht bzw. höchstens als Primärziele an andere Piloten gemeldet werden.
    • Drohnen sind derzeit gänzlich unsichtbar. Die EASA betreibt zurzeit die iConspicuity Initiative (ADS-L), welche aber zu allen vorher genannten Systemen inkompatibel ist, da es das SRD-860 Frequenzband nutzt.
  • Wetterinformationen:
    • Für leichte GA Flugzeuge gibt es derzeit keine einfache und günstige Möglichkeit, im Cockpit an aktuelle Wetterinfos zu kommen. Internet ist nur bis zu einer Höhe von etwa 4000-5000 Fuß halbwegs zuverlässig verfügbar.
    • Anbieter wie Golze Engineering und Garmin haben dieses Problem erkannt und mit Produkten, die Wetter-Daten (Radar, Infrarot, TAF, METAR) über IRIDUM-Satellit abrufen, adressiert. Dazu wird ein portables oder fest installiertes Gerät genutzt, das z.B. über WiFi die abgerufenen Wetter-Daten bereitstellt. Diese Daten können von Navigations/EFB-Apps, die auf einem Tablet oder Smartphone betrieben werden, verarbeitet und visualisiert werden. Ein Nachteil dieser Lösung sind die nicht unerheblichen laufenden Kosten. Der entscheidende Nachteil jedoch ist, dass diese Lösungen ausschließlich auf Wetterdaten beschränkt sind. Zusatz-Dienste wie TIS-B (Verkehrs-Informationen) oder NOTAMS sind nicht möglich.
    • Wetterradar ist nur für größere Flugzeuge eine Option (in kleineren GA Flugzeugen kein STC verfügbar, nicht ausreichend Platz vorhanden), und alleine die Hardware schlägt mit über 25 Tsd. EUR zu Buche. Reichweite eingeschränkt. 
  • Informationen über Lufträume, Beschränkungsgebiete und NOTAMS
    • Im Flug mangels Internet oberhalb von etwa 4000-5000 Fuß nicht verfügbar.

Lösungsansatz

Als Lösung aller der oben aufgezeigten Nachteile der bisherigen Systeme bietet sich die Verwendung des bestehenden ADS-B UAT Standards der US-amerikanischen FAA an. 

Mittels UAT (Universal Access Transceiver) lassen sich unterschiedliche Dienste bereitstellen. Dazu zählen: 

  • FIS-B: Übermittlung von aktuellen Wetter-Informationen (Radar-Bild, METAR, TAF)
  • TIS-B: Bereitstellung von Verkehrs-Informationen
  • NOTAM: Aktuell gültige NOTAMs im Radius von 100NM der sendenden  Bodenstation
  • TFR: Temporary Flight Restrictions im Radius von 100NM der sendenden  Bodenstation

In Europa arbeiten neben uns einige Organisationen an der Einführung von ADS-B / UAT – jedoch der Weg ist steinig. Das Magazin „Pilot und Flugzeug“ hat in ihrer diesjährigen März-Ausgabe den Stand dieser Bemühungen in Europa recherchiert. Wir dürfen diesen Artikel an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung zum Download anbieten.

Die AOPA Austria versucht seit über vier Jahren, eine erste ADS-B / UAT Bodenstation am Flugplatz in Bad Vöslau aufzubauen. Seit mehr als einem Jahr befinden wir uns in konkreten Gesprächen mit dem Flugplatzbetreiber, der AustroControl, dem Ministerium sowie der Fernmeldebehörde und der Bezirkshauptmannschaft in Baden.

Der Flugplatzbetreiber hat uns auf unsere Anfrage sofort und unbürokratisch einen Standort für das Equipment zur Verfügung gestellt, wofür wir uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken möchten! Ebenso konnten wir von AustroControl und dem zuständigen Ministerium (BMIMI) in zahlreichen Gesprächen eine grundsätzliche Zustimmung zu diesem Projekt erhalten. Auch bei diesen Stellen möchten wir uns für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken.

Momentan befinden wir uns im Bewilligungsprozess mit der Fernmeldebehörde, der sich aufgrund gesetzlicher Regelungen und fehlender Definitionen für UAT im Frequenzplan als unerwartet holprig herausgestellt hat. Auch dort steht uns nun ein sehr kompetenten und hilfsbereiter Ansprechpartner zur Seite, mit dem wir hier versuchen, zu einer Lösung zu kommen.

Die Inbetriebnahme dieses europaweiten Leuchtturmprojektes werden wir natürlich zusammen mit den handelnden Personen sowie euch Pilotinnen und Piloten gebührend feiern. Bis es soweit ist, werden wir an dieser Stelle über den Fortschritt informieren.

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